Die Region Friaul ist für seine außergewöhnlichen Weine und für seine Kulinarik bekannt. Ich selber kenne die Region von einigen Reisen mit dem PKW und bin begeistert. Das motovierte mich, eine Gruppenreise auszuschreiben.
Die Wurzeln meiner Selbständigkeit lagen im Busunternehmen meines Vaters. Ich selber bin viele Jahre auch in Europa mit dem Bus als Busfahrer unterwegs gewesen. Weil ich mich dann ausschließlich dem Reisebüro gewidmet hatte und das Busunternehmen meines Vaters verkauft wurde, war auch meine Zeit als Busfahrer vorbei. Wobei ich den Busführerschein immer erhalten hatte.
Nun war die Gelegenheit endlich wieder in den Bus als Busfahrer zu steigen. Meine erste Reise nach vielen Jahren sollte nach Friaul gehen. Mehr darüber im Reisebericht.
1. Tag - Mittwoch 20.10.2021
Ich hab einen Bus der Firma Schranzinger angemietet. Schon am Vortag hab ich den Bus für die Reise vorbereitet und auch die Getränke ein gekühlt. Um 05.30 Uhr starte ich mit dem Bus, aber wie geht jetzt das Garagentor wieder zu. Jedes Mal drücken geht ein anderes Tor auf. Mit versteckter Kamera wäre der eine Hit geworden. Tor auf, Tor zu… Endlich hab ich es geschafft und fahre mit dem Bus nach Kammer zur Einstiegsstelle. Hier warten die Teilnehmer in der Dunkelheit auf mich. Gepäck verladen und los geht es. Richtung Salzburg. Lisa macht das Bordservice, kümmert sich darum, dass niemand verdurstet. Wir starten in einen wunderschönen Tag hinein. An Salzburg geht es vorbei, dann die Tauernautobahn hinauf. Traumhaft sind die Bergkulissen. In Eisentratten muss ich meine vorgeschriebene Pause machen, dann geht es weiter durchs Kanaltal bis nach San Daniele. Pünktlich erreichen wir die Prosciutteria Il San Daniele. Nach einer Führung, bei der die Herstellung des Schinkens erklärt wird, sehen wir auch einen Teil der Lagerhallen, in denen tausende Trockenschinken aufgehängt sind. Anschließend wird das Essen für uns vorbereitet. Schinken als Vorspeise, Tortellini, Pasta, und dann noch eine Platte mit verschiedenen Fleischspeisen und Kuchen. Alles schmeckt hervorragend, aber halt zuviel. Weiter geht die Reise nach Udine. Hier treffen wir unsere Reiseleiterin Elbrich für einen Stadtrundgang in Udine. Ich warte einstweilen im Bus. Elbrich zeigen den Gästen die Stadt mit der zentralen Piazza della Libertà und Gebäuden aus der Renaissance, darunter die Loggia del Lionello aus rosafarbenem und weißem Marmor sowie ein Uhrturm. Von außen sieht man auch den Dom von Udine mit barockem Interieur. Nun geht es weiter nach Gradisca di Isonzo ins Hotel Al Ponte. Das Abendessen ist schon vorbereitet, aber jeder ist noch voll vom „Schinkenmittagessen“. Das Hotel Al Ponte liegt etwas außerhalb des Stadtzentrums in einem Park. Der erste Tag war anstrengend aber schön!
2. Tag - Donnerstag 21.10.2021
Heute geht es nach Palmanova. Die Garnisonsstadt ist sternförmig angelegt und von Erdwällen umgeben. So konnte man die Stadt aus der Entfernung nicht ausnehmen. Auch ich sehe die Stadt erst als wir am Porta Cividale ankommen. Ich parke den Bus außerhalb, direkt vor dem Tor. Elbrich empfängt uns am Stadtplatz und beginnt die Führung. Wir erfahren, dass derzeit nur zirka 5000 Personen in der Stadt leben. Früher war es ein vielfaches davon. Der militärische Zweck ist nicht mehr gegeben und heute ist die Stadt ein Anziehungspunkt für Touristen. Der Dom hat einen kleinen Glockenturm, damit die damaligen Feinde die Stadt aus der Ferne nicht erkennen konnten. 1593 wurde die Stadt gegründet und diente als Verteidigungsposten gegen die Habsburger und gegen die Türken. Unsere Fahrt geht weiter nach Aquileia, der Stadt mit den Römischen Ausgrabungen und dem berühmten Dom. Während der Römerzeit war Aquileia eine strategisch wichtige Stadt. Die zahlreichen Bodenmosaike zeugen von dieser Zeit. Noch interessanter ist aber die Basilika von Aquileia vor allem wegen seiner Mosaikböden, die aus verschiedenen Zeitepochen stammen. Sie sind in mehreren Schichten übereinander. Die größte Fläche stammt aus der Zeit des Bischofs Theodorus um 300 n.Chr. Weiter geht es über die Mole hinaus nach Grado. Links und rechts Wasser. Leider darf ich in der Stadt nicht parken, ich muss hinaus an den Stadtrand und fahre mit dem Taxi dann ins Zentrum. Grado ist um diese Zeit schon sehr verlassen. Viele Geschäfte haben zu, auch nicht alle Restaurants sind offen. Es ist sehr windig, Wellen schlagen an die Mole. Ich hole die Reiseteilnehmer wieder beim Aussteige Ort ab und nun geht es nach Capriva zum Weingut Schiopetto. Wir sind im Al Pompiere, einer neuen Linie von Schiopetto. Das Gebäude liegt mitten in den Weinbergen. Für mich als Busfahrer eine Herausforderung, denn die Zufahrt ist sehr eng und auch der Platz zum Wenden reicht grade mal. Mario Schiopetto hat eine Weinmanufaktur aufgebaut, die sich seit vielen Jahren einen Namen gemacht hat. Auch er baut Friulano, Malvasier an. Wir verkosten 5 Weine, davon auch einen Rotwein und zwar einen Merlot. Dazu gibt es auch Käse und ein wenig Brot. Nun fahren wir zurück in unser Hotel. Leider zeigt das GPS Gerät eine falsche Strecke an und plötzlich stehen wir vor einer Eisenbahnunterführung unter die ich mit dem Bus nicht durchkomme. Wir müssen in Dunkelheit wenden. Auch die nächste Unterführung reicht nicht. Ich werde leicht nervös. Endlich kommen wir in unserem Hotel an. Der Großteil der Gruppe hat für diesen Abend ein Abendessen im Restaurant Le Dune gebucht. Das ist ein Fischrestaurant, das ich bei meiner Vorreise entdeckt habe. Es gibt 6 Gänge. Zweimal roher Fisch, dann Sardische Nudeln, dann Fisch als Hauptspeise und eine traumhafte Nachspeise. Gegen Mitternacht geht es dann zurück ins Hotel.
3. Tag - Freitag 22.10.2021
Leider können wir heute nicht nach Triest fahren. Es gibt einen Streik der Hafenarbeiter, gegen die Corona Maßnahmen der Regierung. Die ganze Stadt ist im Ausnahmezustand. Daher müssen wir unser Programm ändern. Wir fahren zuerst ins Schloß Miramare. Hier wartet bereits Elbrich auf uns und führt uns zum Schloss. Im Schloss herrschen strikte Corona Vorschriften. Eintreten nur einzeln und jeder muss seinen 3G Nachweis erbringen. Schloss Miramare wurde zwischen 1856 und 1860 für Erzherzog Ferdinand Maximilian von Österreich, dem Bruder Kaiser Franz Josephs I., und seine Gattin Charlotte von Belgien erbaut. Heute noch verstrahlt dieses Schloss den Charme der Monarchie. Man findet wunderbare Holzarbeiten wie Wandvertäfelungen und Kassettenböden, aber auch wunderbare Schnitzarbeiten. Der Ausblick vom Schloß auf die Adria ist beeindruckend. Wunderbar ist auch die Gartenanlage des Schlosses. Nach einem Kaffee geht es weiter nach Görz. Wir mussten eben das Programm ändern. Elbrich fährt mit ihrem Auto vor, ich hinten nach mit dem Bus. Zuerst geht es ein Stück über die Autobahn, dann kurvt die Straße die Hügel hinauf. Links und rechts der Straße traumhafte Herbstlandschaft in buntesten Farben. Nach kurzer Fahrt erreichen wir Görz. Die Stadt liegt am Isonzo Fluß und befindet sich teilweise auf Slowenischem- und teilweise auf Italienischem Boden. Die Stadt gehörte fast 100 Jahre zu Österreich. Heute kämpft die Stadt mit den wesentlich günstigeren Nebenkosten die der Slowenische Nachbar hat. Daher wandern viele nach Slowenien ab, die Stadt kämpft mit Abwanderung. Die Burg von Görz ist wegen Corona geschlossen. Während die Gäste ihr Mittagessen einnehmen, suchen Elbrich und ich ein Ersatzprogramm, weil die Burg geschlossen ist. Wir fahren mit dem Bus zum Militärfriedhof Sacrario Militare di Oslavia. Von hier aus hat man einen traumhaften Blick über die Stadt. Das Beinhaus von Oslavia wurde 1938 auf der Höhe des Monte Calvario 153 nach einem Projekt des römischen Architekten Ghino Venturi errichtet. Hier finden sich die Überreste der Soldaten, die in verschiedenen Schlachten im Ersten Weltkrieg hier ums Leben kamen. Das Beinhaus besteht aus einem großen und vier kleineren Türmen. Hier sind 20.000 Namen gefallener Soldaten, darunter 138 verewigt. Die Gedenkstätte wird von einem Soldaten bewacht, der uns dann zugleich als Führer diente.
Weiter geht es nun über die kurvige, enge Weinstraße mitten hinein ins Collio. Irgendwie übersehe ich eine kleine Abzweigung und schon sind wir in Slowenien. Wir drehen um und weiter geht es über die Hügel hinunter zum Castello die Spessa. Hier wartet bereits unsere Führerin auf die Kellerführung. Wir starten mit der Kellerführung in diesem wunderbaren Schloss, in dem auch Giacomo Girolamo Casanova, der venezianische Schriftsteller und Abenteurer zu Gast war. Heute ist das Schloss ein Hotel, mit angeschlossenem Golfplatz und Wellnesstempel. Die Weine kommen aus dem Collio und aus der Isonzo Region. Der Keller hatte im Ersten und Zweiten Weltkrieg nicht nur die Funktion als Weinkeller, sondern auch militärische. Die Weinverkostung selber findet in einem wunderbaren Rahmen statt. Wir bekommen 5 Weine und dazu Schinken und Käse aus der Region. Es geht zurück nach Gradisca di Isonzo, wo wir heute auch noch ein Abendessen bekommen. Gersten & Bohnensuppe und Gebackene Haxe mit Kartoffeln im Ofen und dann noch Panna Cotta mit Beeren.
4. Tag - Samstag 23.10.2021
Heute geht es um Grappa. Wir fahren in die Grappa Brennerei Nonino, die zu den besten Brennereien in der Region bzw. weltweit zählt. Die drei Töchter der Familie Nonino führen jetzt den Betrieb und teilen sich Produktion, Marketing und Administrative auf. Die drei Damen schauen nicht nur gut aus, sondern sind auch sehr erfolgreich. Durch die innovative Produktionsmethode der Noninos wurde aus dem einst geschmähten Schnaps ein Edelbrand, der viele Nachahmer gefunden hat. Zuerst fahren wir zur Produktionsstätte des Grappas. Das ist eine große lange Halle in der in Reih und Glied die Brennkessel aufgestellt sind. Der Grappa wird mit Wasserdampf gebrannt, eine Methode die ich bis dato nicht kannte. Jetzt ist Hauptzeit des Brennens, denn jetzt kommen die Trebern der Weinbauer und die müssen frisch verarbeitet werden. Es wird daher rund um die Uhr gebrannt. Es riecht gut und es zischt teilweise aus den Kesseln. In einer großen Rohrleitung kommt das Rohprodukt daher und wird vom Vorlauf getrennt. Da Nonino sortenrein brennt, schmeckt jeder Grappa ein wenig anders. Nun fahren wir durch eine Baumallee die zum Besitz der Noninos gehört zum Verkostungsraum. Hier haben sie in einem alten Bauernhof eine sehr schöne Atmosphäre geschaffen um den Schnaps zu verkosten. In einem Seminarraum wird genau erklärt, was am besten zu welchen Grappa paßt. Käse, Schokolade usw. Dann dürfen die Teilnehmer jeden der 5 Grappa kosten. Ich bin leider nicht dabei – muss ja Busfahren. Zum Schluss gibt es noch die Gelegenheit zum Einkaufen.
Nun geht es weiter nach Cividale. In der Altstadt haben die Teilnehmer die Gelegenheit zum Mittagessen. Cividale ist für seine gut erhaltene Altstadt bekannt. Die Teufelsbrücke, der Dom und vor allem das Tempietto Longobardo, aus der Zeit der Langobarden, die rund 568 n.Chr. hier ihre Spuren hinterlassen haben.
Die Geschichte von Cividale wiederspiegelt die Geschichte Europas. Die Kelten, die Römer, die Goten, die Langobarden, die Awaren. Dann kamen die Venezianer, die Habsburger, ein wenig die Franzosen und dann endlich Italien. Eine lange, schwierige Geschichte. Elbrich weiß alles darüber und sie redet auch gerne darüber.
Nun geht es wieder zu unserem Lieblingsthema „Wein“. Wir fahren mitten hinein ins Collio nach Dolegna ins Weingut Venica – Venica. Die enge Straße führt zu einem sehr schönen Gebäude, das zugleich Schloss wie Hotel ist. Hier werden wir freundlich empfangen und dürfen uns die Entstehung des Weines anschauen. Die gesamte Weinproduktion ist auf dem modernsten Stand, auch was die Umwelt anbelangt. Sogar das CO² wird in großen Ballonen eingefangen und wieder verarbeitet. Der Wein – einfach ein Traum. Auch hier gibt es wieder die Autochthone Weine des Friaul. Zu guter Letzt dürfen wir auch diese Weine verkosten. Die Verkostung findet im Freien statt. Wir haben traumhaftes Wetter, die Sonne geht spektakulär unter. Auch hier wird wieder viel eingekauft.
Nun geht es zurück in unser Hotel. Es wartet ein wunderbares Abendessen auf uns „Penne a la Boscaiola (mit Pilzen), Spanferkelbacke mit Meerrettich und Äpfel und Halbwarme Creme-Blätterteig. Ich werde eine Diätwoche brauchen!
5. Tag - Sonntag 24.10.2021
Heute heißt es von Friaul Abschied nehmen. Wir starten um 09.00 Uhr und fahren zurück nach Österreich. Bei traumhaften Herbstwetter geht es durchs Kanaltal, über die Tauernautobahn nach Schörfling, wo wir am späten Nachmittag ankommen.
Es war eine wunderbare Reise mit vielen Erlebnissen, kulinarischer und kultureller Natur. Für mich war es der Wiedereinstieg ins Busfahren, das mit viel Spaß gemacht hat. Die Reise wird sicher im nächsten Jahr wiederholt.