Pilotenreise Krakau – Riga
Als wir 2011 bei unserer Reise nach Usbekistan einen Zwischenstopp in Riga einlegten, vereinbarten mein Fliegerfreund Dr. Herbert Hackl und ich, nochmals mit dem eigenen Flieger hier her zu kommen. Die Stadt erinnert ein wenig an Hamburg, nicht nur weil es auch mal eine Hansestadt war. Die zahlreichen, hohen, schlanken Kirchtürme und die Lage am Düna Fluss und auch die schönen Plätze und Gässchen erinnern an Hamburg. Auch das Nachtleben hat Ähnlichkeiten mit der Hansestadt.
1. Tag: Flug nach Krakau
Die Wettervorschau ist sehr schlecht. Wolkenuntergrenzen in Linz „broken 600ft“ lassen nicht an einen Flug über Tschechien denken. Wir warten auf Wetterbesserung in einem Gasthaus. Die laufende Wetterbeobachtung macht aber immer klarer, diese Route können wir bei diesem Wetter nicht fliegen. Geplant war ein Flug über die Masuren mit einem Besuch der „Wolfsschanze“ (Hitler-Bunker) in Polen bis nach Vilnius. Da sich das nun ohnedies nicht mehr ausgeht, planen wir kurzerhand um. Wir entscheiden von Gmunden mal bis Krems zu fliegen, denn da muss man nicht über höhere Berge drüber. Wenn das Wetter passt, dann soll es bis Krakau weitergehen. Wir beladen unsere MCR4s und starten auf der Piste 26. Gleich nach dem Abheben kommen auch schon die ersten Wolkenfetzen daher. Zudem regnet es nun auch noch. Wir fliegen knapp unter den Wolken auf ca. 200 bis 300 Meter über Grund. Es geht über Steyr und weiter Richtung Amstetten. Nun wird auch das Wetter besser und ab Melk haben wir klare Sichten und wenig Wolken. Wir landen in Krems und planen nun unseren Weiterflug nach Krakau. Der Flugplan ist rasch aufgegeben und schon starten wir bei bestem Wetter. Wir werden gleich an Wien Radar übergeben. Die machen uns klar, dass in der Slowakei ein „Restricted Airspace“ aktiv ist und wir ausweichen müssen. Dann übergeben sie uns an Brünn. Wir fliegen immer in Kontakt mit verschiedenen Radarstationen bis nach Krakau. Da wir offensichtlich zur Rushhour ankommen, werden wir angewiesen „holdings“ zu fliegen. Nach drei Runden endlich die Freigabe – „cleared to land“. Gleich nach der Landung werden wir vom „follow-me" in Empfang genommen, der uns zu einer exponierten Abstellfläche bringt. Eine zweimotorige Maschine parkt neben uns. Wir parken unseren Flieger, verzurren ihn ordentlich und decken ihn mit unserer neuen Persenning ab. Unser Handling Agent begleitet uns durch die Einreiseformalitäten. Wir checken uns ein Taxi und fahren ins Zentrum von Krakau. Nachdem wir kein Hotel gebucht haben, erkundigen wir uns bei unserem Fahrer nach einer Unterkunft. Der ist gleich mit einigen Visitenkarten zur Stelle. Wir entscheiden uns für das Best Western Old-Town. Die haben auch wirklich ein Zimmer frei. Wir beziehen unser Zimmer und marschieren anschließend in die Altstadt. Krakau ist eine sehr lebendige Stadt, mit vielen Gastgärten, vielen Bars mit Livemusik und einem wunderschönen Stadtplatz. Krakau ist die Hauptstadt der Woiwodschaft Kleinpolen und liegt an der oberen Weichsel im südlichen Polen, rund 250 km südlich der Landeshauptstadt Warschau. Die Stadt hat 760.000 Einwohner und ist die „heimliche Hauptstadt“ Polens. In einem netten Restaurant speisen wir und erkunden dann noch die Altstadt.
2. Tag: Flug nach Riga
Heute soll es nach Riga gehen. Die Flugzeit ist mit ca. 3,5 Stunden berechnet. Wir planen in unserem Zimmer die Flugroute. Es geht durch ganz Polen durch und dann über Litauen nach Riga. Die Wettervorhersage sagt nicht so gutes Wetter voraus. Die Untergrenzen dürften auch heute wieder relativ tief liegen. Ein Taxi bringt uns zum Flughafen. Hier werden wir wieder von unserem Handling-Agent in Empfang genommen und über die Sicherheitskontrolle zu unserem Flugzeug gebracht. Die nette Dame von unserem Agenten bringt uns mit dem Kleinbus zum Flieger und organisiert den Tankwagen für uns. Wir tanken voll und bereiten unser Flugzeug für den Flug vor. Das GPS wird programmiert und alle technischen Details gecheckt bevor wir starten. Der Wind ist kräftig und nach wenigen Metern sind wir in der Luft. Gleich nach dem Start drehen wir nach rechts ab und fliegen den vorgeschriebenen Abflugs Punkt an. Unterwegs werden wir wieder an aktiven „Restricted Airspace“ vorbeigeführt. Die Wolken sind momentan noch hoch, aber je weiter wir Richtung Norden kommen, desto mehr sinkt die Obergrenze nach unten. Immer wieder gibt es leichte Regenschauer. Als wir dann nach Litauen kommen, wird es immer finsterer und die Wolkengrenze sinkt nun auf ca. 600 Ft. AGL ab. Der Regen wird stärker und zeitweisen durchfliegen wir einige Wolkenfetzen. Diese werden immer mehr und wir überlegen schon einen Ausweichflugplatz anzufliegen. Doch als wir diesen erreichen wird das Wetter besser. Noch ein kräftiger Regenschauer und wir sind durch. Nun steht Riga nichts mehr im Wege. Als wir nun nach Riga kommen, steht wieder ein Regenschauer in unmittelbarer Nähe der Piste. Diesen Schauer sieht auch der Kontroller und er lässt uns daher mit einem „Short Approach“ landen, so dass wir noch vor dem Regen ankommen. Der "follow-me" steht bereits für uns bereit und bringt uns wieder zu einer entlegenen Abstellfläche. Als wir den Motor abstellen und aussteigen, wieder ein kräftiger Regenschauer. Wir steigen sofort wieder in unsere Maschine ein um nicht nass zu werden. Der Regenschauer dauert nicht lange und ein schöner Regenbogen steht im Norden der Piste. Unser Handling Agent bringt uns zum Flughafengebäude und geleitet uns durch die Sicherheitskontrollen. Mit dem Taxi geht es dann ins Zentrum. Auch heute haben wir wieder keine Hotelreservierung. Der Taxifahrer bringt uns ins Hotel Radisson Blue (weitere Urlaubswelt-Angebote für Riga), in dem wir vergangenes Jahr auch genächtigt hatten. Wir trinken ein Bier an der Hotelbar und speisen im Hotel. Anschließend erkunden wir die Altstadt, die uns so gut gefallen hat. Wir besuchen einige Bars. In einer modernen Bar im Zentrum genießen wir die Atmosphäre einer quirligen Hauptstadt mit vielen russischen Besuchern. Zum Schluss kehren wir noch in eine Wein Bar ein und trinken Chablis, merken aber erst zuhause, dass die Letten uns „über den Tisch gezogen haben“. Es wird spät und Chablis wird das geflügelte Wort der restlichen Reise.
3. Tag: Stadtbesichtigung Riga
Nachdem es gestern bzw. heute später geworden ist, schlafen wir länger. Dann marschieren wir wieder in die Altstadt. Am Tag schaut alles anders aus als gestern Abend. Wir marschieren zum Rathaus. Die alte Hansestadt ist berühmt für ihre Jugendstilbauten und ihre großzügige Anlage sowie für die gut erhaltene Innenstadt, darunter besonders die Altstadt. Riga war lange eine Russische Republik. Das empfanden die Letten als Besetzung und anlässlich der Besetzung wurde das Museum der „Russischen Besetzung“ erbaut, das direkt neben dem wieder hergestellten Rathaus steht. Wir kennen die Stadt ja schon von unserem vorjährigen Besuch. Was wir nicht kennen, ist die Stadt vom Fluss aus zu besichtigen. Daher besteigen wir ein altes Flussschiff. In einer einstündigen Fahrt gelangen wir flussaufwärts bis zum über 300 Meter hohen Fernsehturm und anschließend geht es flussabwärts bis zum Hafen, in dem auch Kreuzfahrtenschiffe anlegen. Es ist sehr windig und unser Schiff hat Probleme gegen den Wind an- und abzulegen. Zum Abendessen besuchen wir das gleiche Restaurant, in dem wir auch vergangenes Jahr waren. Das Restaurant ist in einem der ältesten Häuser der Stadt untergebracht. Kleine Räume und antike Einrichtung verleihen eine gemütliche Atmosphäre. Das Essen ist nicht ganz billig, aber in Anbetracht der gestrigen Ausgaben am Abend – fast ein Schnäppchen. Während wir speisen gehen mehrere Wolkenbrüche nieder und der Regen prasselt auf das Glasdach über uns. Gut, dass wir unseren Flieger in unsere neue Persenning gut eingepackt haben.
4. Tag: Rückflug nach Gmunden
Wir stehen heute schon um 06.00 Uhr auf, weil wir ja heute einen langen Weg zurückfliegen wollen. Die Flugplanung haben wir gestern am Abend schon gemacht. Unser Hotel bietet erst ab 07.00 Uhr Frühstück. Wir sind früher dran und trotzdem bekommen wir schon unser Frühstück. Mit dem Taxi fahren wir dann zum Flughafen. Den Handling Agent haben wir schon angerufen. Er erwartet uns gleich nach der Sicherheitskontrolle am Terminal C. Wir zahlen und bestellen den Tankwagen zu unserem Flugzeug. Mit dem Kleinbus werden wir von unserem Agenten zu unserem einsam da stehenden Flugzeug gebracht. In der Nacht hat es noch ordentlich geregnet. Nun schaut es aber besser aus und der Wetterbericht verkündet, dass es Richtung Tschechien immer besser wird. Wir warten auf den Tankwagen. Der kommt und kommt einfach nicht daher. Ich denke oft an die Worte meines Fliegerkollegen Aldo – „unbedingt gleich bei Ankunft Tanken!“. Endlich kommt der Tankwagenfahrer im Schritttempo daher. Wir sehen ihn schon von weitem, aber es dauert eine Ewigkeit bis er seinen Sattelschlepper endlich vor unserem Flieger geparkt hat. Wir tanken und zahlen und können endlich starten. Unser Flugplan ist zwar schon überzogen, aber dennoch noch gültig. Wir starten. Der Wind ist extrem, die Spitzen bis zu 80 Km/h. Wir starten und bedingt durch den starken Wind heben wir nach wenigen Metern ab. Über den vorgeschriebenen Weg Punkt geht es zuerst Nordwestlich, dann können wir auf unsere geplante Route gehen. Wir steigen auf 7000ft und fliegen so über den Wolken über Litauen, Polen nach Tschechien. Zuerst haben wir noch kräftigen Rückenwind, der uns Geschwindigkeiten von über 140 Kt. erlaubt. Unser Ziel ist Pardubice in Nordtschechien. Wir landen auf dem Flughafen, der sowohl militärisch als auch zivil genutzt wird. Eine russische Passagiermaschine lässt gerade die Passagiere borden. Auch hier haben wir wieder einen Handling Agent. Wir essen eine Kleinigkeit im Gasthaus direkt beim Flughafen. Dann fliegen wir zurück nach Gmunden. Die Strecke ist einfach zu fliegen, das Wetter wie angekündigt herrlich. So fliegen wir an Budweis vorbei – Freistadt und schon sieht man den Traunstein (Traunstein VOR).
Ein schöner Kurztrip geht zu Ende. Ein wenig „durchwachsen“ sowohl was das Wetter anbelangt als auch auch die Chabils-Preise. Herbert und ich planen schon unsere nächste Reise.
©Harald Schobesberger