Indien Rajasthan Rundreise & im Schlafwagen nach Mumbai



1997 - mein Vater bereist mit meinem Bruder Indien - Südindien genau gesagt. Nachdem mein Bruder verstorben war, brannte in ihm immer noch der Wunsch, einmal noch dieses Land bereisen zu dürfen, das er mit meinem Bruder so abenteuerlich erlebte. Sein 75-igster Geburtstag war nun der geeignete Anlass, ihm eine Reise nach Indien zu schenken. Im August 2009 war es dann so weit, anlässlich seiner Geburtstagsfeier im Kreise der Freunde und Nachbarn übergab ich ihm einen Reisegutschein für eine Reise nach Rajasthan. Dies ist der Reisebericht über diese Reise.

1. Tag: 10.02.10 - Abreise nach Indien

Es hat zu schneien begonnen und bis Mittag liegt schon 10 cm von der Pracht auf der Straße. Unser Lieber Nachbar Gerhart Sep hat uns zum Essen eingeladen und es kümmert uns überhaupt nicht mehr, ob wir die Straße zu unserem Haus räumen müssen oder nicht. Um 15.00 Uhr fahren wir los nach München. Unterwegs immer wieder Schneefall und über den Hausruck teilweise sogar Schneefahrbahn. In München haben wir noch genügend Zeit für die obligatorischen Weißwürste und dazu ein gutes Hofbräu Bier. Wir fliegen vom Terminal 2 ab, aber irgendwie sind wir durch die verwirrende Parkhausanlage nun doch im 1er Terminal gelandet. Die langen Wege hätten fast dazu geführt, dass wir unseren Flug versäumen, doch dann finden wir doch noch unseren Check-in Schalter und kommen pünktlich zu unserem Gate. Durch den starken Schneefall, der immer noch wütet, wird unser Abflug immer weiter verschoben. Nach endlich 3 Stunden geht es dann los. Der Service der Lufthansa besteht aus einem Abendessen und einem “Weckerl” zum Frühstück. Kein Vergleich mit Emirates oder Qatar Airways, die bei so einem Langstreckenflug zwei warme Mahlzeiten und alkoholische Getränke so viel man will servieren. Wir sind nicht zum Essen unterwegs, wir wollen ja nach Indien - genau gesagt nach Rajasthan! Wir kommen drei Stunden verspätet an.

2. Tag: 11.02.2010 - Delhi

Das auschecken funktioniert perfekt und gleich beim Ausgang watet schon ein Vertreter von KUONI auf uns - “Mr. Herold?” - und schon sind wir in unser Taxi verfrachtet und es geht in das Hotel The Claridges in New Delhi. Wir wechseln am Flughafen noch schnell mal Geld, der Kurs ist 52 Rupien für einen Euro. Das “The Claridges” ist ein wunderschönes 5 Sterne-Hotel, nicht zu groß und im kolonialen Stil gehalten. Wir erhalten von einem Vertreter von KUONI unsere Reiseunterlagen und erst jetzt erfahre ich die genauen Namen unserer Hotels und bekomme die Voucher. Unsere Hotels - allesamt Spitzenklasse! Wir haben noch ein wenig Zeit und genießen eine sehr teuren Kaffee im Garten unseres Hotels (2 Kaffee rund 10 Euro!). Unser Fahrer und unser Reiseleiter holen uns vom Hotel ab. Dmaram Pal ist der Chauffeur, der uns die ganze Reise bis Ajmer erhalten beleiben wird. Ein sympathischer Mann aus dem Norden Indiens, der recht schnell und vor allem in einem sehr schlechten Englisch mit uns spricht. Unser Reiseleiter in Delhi ist Arun Dixit und er spricht Englisch und Deutsch, letzteres aber nur sehr schlecht. Mit den aufdringlichen Händlern und dem Chaos aus Menschen und Maschinen wirkt Delhi auf den ersten Blick abschreckend und verwirrend. Vor allem Old Delhi verlangt schon einiges an Nerven und Toleranz ab, um sich im Gewurle aus Menschen, Fahrrädern und Autos durchzukämpfen. Tapfer schreiten wir mit unserem Guide zur ersten Hauptattraktion, zum Rajh Ghat. In einem wunderschönen, großzügig angelegten Park liegt die Verbrennungsstätte von Mahatma Gandhi, der hier 1948 eingeäschert wurde. Kinder tollen herum, Vögel zwitschern und eine zwar dunstige, aber warme Briese bläst. Von hier geht es weiter zur erhabenen Jama Masjid, der größten Moschee in Indien. Wie bei jedem Tempel und bei jeder Moschee üblich heißt es hier “Schuhe ausziehen”. Dafür gibt man dem “Aufpasser” 20 Rupien und man findet seine Schuhe nach dem Besuch der Attraktion wieder. Diese Moschee ist das letzte Großprojekt Shah Jahans, die zwischen 1644 und 1658 errichtet wurde. Zwei 40 Meter hohe Minarette stehen links und rechts der Gebetshalle und ein großer Platz davor wirkt erfurchtsvoll. Um die Moschee herum befindet sich die Altstadt. Roter Sandstein und Marmor, das sind die Hauptmaterialien aus denen die Bauwerke hier sind - so auch diese Moschee. Von der Moschee aus gehen wir in die Altstadt und sehen die Schmuck-, Seiden- und Handwerksläden. Die Wege dort hin springt man zwischen Pfützen hin und her. Wir kaufen zwar nichts, aber es ist beeindruckend, wie in diesen engen Gassen alles irgendwie funktioniert. Es bleibt uns noch eine Stunde für das Red Fort von Delhi. Die Eintritte zu den Sehenswürdigkeiten sind in unserem Reisepreis enthalten, wie wir erfahren, sind diese jedoch für indische Verhältnisse sehr teuer. Die 2 Kilometer lange rote Sandsteinmauer, die bis zu 33 Meter hoch ist, lässt den früheren Reichtum, als Shah Jahan auf dem Rücken eines Elefanten in das Fort reitete, nur noch erahnen. Es ist nicht mehr viel übrig vom einstigen Prunk. Das Red Fort stammt aus der Blütezeit der Mogulen Herrscher. Über das Lahore Gate treten wir ein und besichtigen die Reste dieses Prunkbaues, das 1638 bis 1648 errichtet wurde. Nach diesem anstrengenden Tag sind wir hungrig und unser Guide empfiehlt uns das Restaurant “Picca-delhi” am Connaught Place. In ganz Delhi wird viel umgebaut, der Airport und auch hier der Connaught Place wird restauriert, weil 2010 die Commonwealth Games stattfinden. Anschließend geht es zurück ins Hotel - relaxen. Gleich um die Ecke beim Hotel befindet sich ein Taxistand und als wir so dastehen, werden wir von einem Taxifahrer angesprochen - woher kommt ihr? Wohin wollt ihr? Einer der Taxifahrer bringt uns zum “Khan Market”. In einem netten Kaffeehaus trinken wir Kaffee und lassen den Tag gemütlich ausklingen. Zurück geht es mit dem Tuk Tuk.

3. Tag: 12.02.2010 - Delhi

Das Frühstücksbuffet ist einem 5-Sterne-Hotel entsprechend. Nach dem Frühstück holt uns unser Guide wieder vom Hotel ab und mit unserem Fahrer geht es dann ins Zentrum von Neudelhi. Die Bauten wie z.B. das Premierministerium, das Wirtschaftsministerium und das Parlament erinnern an Bauten in London, kaum verwunderlich, denn sie stammen ja von den Engländern. Delhi wurde siebenmal zerstört und sieben mal wieder aufgebaut. Wir folgen der breiten Prachtstraße bis zum India Gate. Dieser riesige Torbogen erinnert an den Arc de Triumph in Paris und ist den gefallenen Soldaten gewidmet, deren Namen alle eingraviert sind. Weiter geht es zum Humayuns Tomb. Dieses Grabmal wurde Mitte des 16. Jahrhundert erbaut und besteht, wie so vieles, aus rotem Sandstein und Marmor. Viele der Grabmäler dienten als Vorlage für das Taj Mahal. Bei diesen Bauwerken sind immer wieder viele Stufen zu steigen und am Anfang ist es für meinen Vater noch beschwerlich, doch mit der Zeit sind wir auf die Stufen trainiert. Ein absolutes Highlight ist Qutb Minar. Es stammt aus der Zeit, in der der Islam Einzug gehalten hat. Der Siegesturm, der 1193 erbaut wurde, ist fast 73 Meter hoch und verjüngt sich von einer Basis von 15 Meter Durchmesser auf 2,5 Meter und er hat 5 Stockwerke. Die Ruinen rings herum lassen die einzelnen Baustile gut erkennen. Ein zweiter Turm daneben ist nicht fertig geworden, wäre aber noch großer geworden als der vollendete.
Gemeinsam mit unserem Führer nehmen wir das Mittagessen ein einem netten Restaurant ein, bevor wir zurück in unser Hotel fahren. In der gleichen Straße, in der sich unser Hotel befindet, befindet sich auch das Ghandi Museum, dem wir gleich auch noch einen Besuch abstatten. Das Museum war das frühere Wohnhaus Gandhis in Delhi und hier wurde er am 30.01.1948 erschossen. Die Geschichte von Gandhi ist ergreifend und fest mit den Wurzeln der heutigen Inder verbunden. Babu - so wurde Gandhi auch genannt - ist den meisten Indern Vorbild. Am Abend gibt es ein starkes Gewitter und mindestens eine Stunde regnet es was es das Zeug hält. Heute hab ich mein Meeting mit den Managern von KUONI, um eine künftige Zusammenarbeit zu besprechen. Anschließend besuchen wir noch die Bar im Hotel und da wird mir bewusst, dass ich in dieser Bar schon mal war und zwar während meiner Reise mit QATAR Airways nach Indien vor drei Jahren. Mein Vater und ich trinken dann noch vier Gläser Wein um insgesamt 40 Euro! Apropos Wein - Indien hat ganz gute eigene Weine, die vor allem im Süden angebaut werden.

4.Tag: 13.02.2010 - Delhi - Sikandra - Agra

Unser Fahrer Pal holt uns pünktlich um 09.00 Uhr von unserem Hotel ab und wir fahren Richtung Sikandra. Sikandra ist das Grabmal von Akbar. Wieder roter Sandstein und Marmor und wieder erinnert dieses Grabmal an das Taj Mahal. Wir treffen unseren Führer, der uns durch die Anlage führt. Große Parks umgeben das Grabmahl und vier Eingänge führen zum Hauptgebäude. Akbar war jener Führer, der alle Religionen respektierte und der den Islam, den Hinduismus und den Buddhismus zusammenführen wollte. Akbar wurde in Afghanistan geboren und war ein weiser Gelehrter, der nach dem Grundprinzip “Shul-i-Kul” herrschte, bei dem er viele Einschränkungen durch die Religion abschaffte. Weiter geht es in Richtung Rajasthan, denn wir sind jetzt immer noch in Uttar Pradesh - einem weiteren Bundesstaat von Indien. Wechselt man von einem zu einem anderen Bundesstaat, muss man Straßensteuer bezahlen. Autofahren in Indien ist etwas ganz besonderes. Irgendwie hat man den Eindruck, dass hier alles planlos verläuft, aber wir vertrauen auf unseren Fahrer Pal. Er erzählt uns in seinem schlechten Englisch, was wichtig ist beim Autofahren: “Horn (hupen), Break (Bremse), und Luck (Glück)". Mit derlei Weisheiten gestärkt, haben wir noch mehr Vertrauen in unseren Fahrer. Von Sikandra ist es nicht mehr weit nach Agra, unserem heutigen Ziel. Wir checken im The Mugal ein und bekommen die Präsidentensuite. Zwei große Zimmer, ein großes Badezimmer, in das man vom Schlafzimmer aus durch eine Glasscheibe blicken kann. Das Abendessen nehmen wir in einem Restaurant ein, das uns unser Fahrer Pal empfiehlt. Vorher geht es noch zu einem Aussichtspunkt, bei dem man das Taj Mahal von der am anderen Ufer liegenden Seite aus betrachten kann. Viele Moskitos umschwirren uns. Das Essen besteht meist als verschiedenen Currys - Naab (Brot) und natürlich Reis. Zurück im Zimmer probiert Vater den modernen Massagestuhl im Zimmer - bevor wir zu Bett gehen.

5. Tag: 14.02.2010 - Taj Mahal, Red Fort Agra

Nach dem Frühstück wartet schon unser Guide auf uns und nun sollen wir den Höhenpunkt der Reise erleben - die Besichtigung des Taj Mahals. Schon ein Stück vor dem Haupteingang entfernt, besteigt man Elektroautos, mit denen man zum Haupteingang des Taj Mahal kommt. Über einen Vorhof gelangt man durch das Haupttor in die Anlage. Es ist das meistbesuchteste Gebäude Indiens und wurde von Shah Jahan 1653 für seine Frau Mumtaz gebaut, die bei der Geburt ihres vierzehnten Kindes gestorben war. Das Taj Mahal ist das Denkmal der Liebe, aber Shah Jahan erfuhr von seinem Sohn diese Liebe nicht, sondern wurde abgesetzt und ins Agra Fort eingesperrt. Mehr als 20.000 Arbeiter führten die Arbeiten in Marmor aus und noch heute erstrahlt das Gebäude in reinem Weiß. Die Einlegearbeiten, die man überall am Taj Mahal sieht, sind heute Vorlage für viele Marmor Souvenier der Händler in Agra.
Wir sehen anschließend das Red Fort in Agra, eine der großartigsten Mogulen Festung in Indien überhaupt, die ein wenig im Schatten des Taj Mahals steht. Ursprünglich diente das Fort militärischen Zwecken, doch Shah Jahan ließ die Anlage zu einem Palast umbauen. Die Mauern sind über 20 Meter hoch und 2,5 Kilometer lang und die Festung liegt unmittelbar neben dem Yamuna Fluss. Die Paläste sind alle ähnlich gebaut: Es gibt in solchen Palästen immer eine allgemeine Audienzhalle und dann noch eine Halle für die privaten Audienzen für die Minister und dann die Wohnräume der Herrscher und ihren Frauen und Konkubinen. Roter Sandstein dominiert und über den Mauern thront dann der marmorne Palast, in dem Shah Jahan von seinem Sohn eingesperrt war. Das Mittagessen nehmen wir in einem netten Gartenrestaurant ein. Nach dem Essen geht es noch in das “Mini Taj”, einem kleineren Nachbau mit dem Namen Itimad Daulah. Wir verbringen noch eine Zeit am Pool, bevor wir in einem netten Dachterrassen-Restaurant zu Abend essen. Vorher versucht uns noch ein Tuk Tuk Fahrer abzuzocken, in dem er uns in eine Bar bringt, in der überteuerte Preise herrschen. Wir genießen ein gekühltes Bier bevor es zurück geht in unsere Luxusherberge.

6. Tag: 15.02.10 - Fatehpur Sikri - Jaipur

Unser Reiseleiter Neeraj wartet schon - Fatehpur Sikri. Dieser Name klingt verheißungsvoll und soll unser erstes Highlight werden. 40 Kilometer außerhalb von Agra liegt diese Geisterstadt, die nicht sehr lange in Verwendung war, weil das Wasser zu wenig wurde. Von 1571 bis 1581 war die Stadt die Hauptstadt des Mongulreiches unter dem Herrscher Akbar. Weil ein Sufi-Priester die Geburt seines Sohnes voraussagte, gründete er hier die neue Hauptstadt als Dankbarkeit. Die Palastgebäude sind heute noch gut erhalten und können besichtigt werden. Die Moschee ist sogar noch in Verwendung, allerdings muss man sich auf allerhand Belästigungen durch Händler gefast machen, die einem alles Mögliche andrehen wollen. Die Palastanlage hingegen ist “Händlerfrei” und hier kann man in aller Ruhe die Bauwerke besichtigen. Heute noch pilgern kinderlose Familien nach Fatehpur Sikri, um hier beim Grabmal des Shaikh Salim Chishti für ihren Kindersegen zu beten. Das mit dem Kindersegen ist bei uns beiden schon abgeschlossene Sache und daher geht es weiter nach Jaipur. Am Weg nach Jaipur sieht man immer wieder Kamele - nein Dromedare (haben ja nur einen Höcker) und immer wieder kommen einem auf Schnellstraßen und auf Autobahnen “Geisterfahrer” entgegen. Unseren Fahrer Pal stört das nicht im Geringsten und auch sonst regt sich darüber keiner auf. Dass die Lastwagenfahrer oftmals unter Drogeneinfluss stehen, stört hier ebenfalls niemand, denn jeder hupt was das Zeug hält – Horn, Break, Luck!
Indien hat 28 Bundesstaaten und 18 offizielle Sprachen und mehr als 16.000 Dialekte. Als zweitgrößtes Land der Welt ist es zugleich auch das zweitgrößte moslemische Land der Erde. Über 1,1 Mrd. Menschen leben hier.
Die Strecke führt uns über langweilige ebene Flächen und außer dem abenteuerlichen Verkehr gibt es keine Highlights. Zu Mittag machen wir in einer netten Raststation halt und genießen die Sonne.
Wir erreichen Jaipur - die rosa Stadt - und wohnen im wunderschönen Samode Haveli, einem Maharadscha Palast, der über 100 Jahre alt ist. Das Haveli (Herrschaftshaus) hat einen kleinen Innenhof, in dem sich ein Restaurant befindet, mit Springbrunnen in der Mitte. Die Zimmer sind groß - mit hohen Betten aus dunklem Holz. Die Türschlösser sind große bronzene Vorhängeschlösser und auch sonst gibt es alles, was man sich in einem Hotel dieser Kategorie erwartet. Der Swimmingpool ist eine Etage tiefer gelegen – und ist wunderschön angelegt, aber für uns ist es zu kalt zum Baden. Das Abendessen nehmen wir im Innenhof ein und da wir im Freien sitzen wird es später am Abend richtig kalt.

7. Tag: 16.02.2010 - Jaipur

Heute sehen wir Amber Fort, eine große Palastanlage unweit von Jaipur. Die Anlage wurde 1592 vom Maharadscha Man Singh erbaut. Wir wollen den Palast, wie sich das für Maharadschas gehört, mit dem Elefanten erklimmen und müssen uns dafür eine Stunde lang anstellen. Der Ritt mit dem Elefanten entschädigt für die Ausdauer und oben angekommen, sind wir von der Palastanlage wirklich begeistert. Wenn man den Palast betritt, gibt es wieder die Audienzhallen für die Öffentlichkeit und die private Audienzhalle. Die Siegeshalle ist für ihre verspiegelten Einlegearbeiten bekannt. Zu ihrer Zeit hatte die Palastanlage ein eigenes Kühlsystem, in dem über Grasvorhänge Wasser rann, dass durch Verdunstungskälte zur Kühlung beitrug. Wenn man sich vorstellt, dass in der Sommerzeit mehr als 45 Grad nichts Unübliches sind, eine praktische Einrichtung! Die Maharadschas hatten auch ihre Maharanis und für diese gibt es ebenfalls Aufenthaltsräume. Die Maharadschas liebten Zerstreuung, wenn sie nach ihren geschlagenen Schlachten in “ihr Haus” zurückkehrten. Zurück in der Pink City, besichtigen wir den City Palast mit Textil- und Waffenmuseum sowie den Mubarak Mahal mit Empfangshalle und Diwan I Am - Halle der öffentlichen Audienzen. Besonders sehenswert ist auch Jantar Mantar - ein Observatorium, das 1728 von Jai Singh erbaut wurde. Mit Hilfe der Instrumente ist es möglich, die Zeit auf bis zu 2 Sekunden genau festzustellen. Riesige Sonnenuhren und andere Instrumente begeistern uns. Uns beiden schmerzen die Füße vom vielen Anstellen und Laufen!
Heute treffe ich einen Vertreter von KUONI, unserer lokalen Agentur, um einige Hotels zu besichtigen und zwar sind das: Hotel Trident, das Hotel Mandawa Haveli, Alsisser Hotel, Mansingh Hotel, Fortuna Hotel usw.
Abendessen im Hotel - wir trinken gemeinsam eine Flasche Wein und dann ab ins Bett.

8. Tag: 17.02.2010 - Samode

Frühstück/Abfahrt vom Hotel. Pal wartet wieder pünktlich auf uns und bringt uns an den Stadtrand von Jaipur - nach Samode. Samode ist ein kleines Dorf am Rand der Stadt Jaipur mit ca. 10.000 Einwohnern und das Besondere an diesem Ort ist das Samode Palace. Dieses beeindruckende Hotel war früher einmal ein Maharadscha Palast und ist heute ein Nobelhotel und eben für uns die Herberge für eine Nacht. Wir bekommen als VIP Gäste das schönste Zimmer im Haus und wir fühlen uns wirklich wie Maharadscha, allerdings fehlt die Maharani zum Glück. Das Zimmer ist sehr geräumig, allerdings auch ein wenig finster, wie fast alle Maharadscha Paläste. Zwei große Swimmingpools, zwei Restaurants, eine Bar und viel Atmosphäre. Wir verbringen einige Zeit am Pool und relaxen. Am Nachmittag marschieren wir durch den Ort und wir haben gleich einen ständigen Begleiter, der, wie man sich unschwer vorstellen kann, dann zum Schluss auch etwas verkaufen möchte. Wir essen im Hotel zu Abend und nachdem die Bar nicht in Betrieb ist - bald ins Bett.

9. Tag: 18.02.2010 - Pushkar

Nach dem Frühstück bekommen wir eine Führung durch das 200 Jahre alte Hotel. Wir sehen die Prunkräume, die sonst nicht zugänglich sind. Dann heißt es Abschied nehmen vom Leben als Maharadscha und wir fahren nach Pushkar. Die Fahrt dauert ca. 4 Stunden und wir sind wieder von der Fahrweise der Inder entsetzt. Geisterfahrer, Radfahrer, die die Autobahn überqueren, Kühe und Schweine auf der Straße - Lastautos in fürchterlichem technischen Zustand, Busse, die überfüllt sind und auch auf dem Dach sitzen noch die Passagiere, Jeeps in denen mehr als 20 Personen Platz finden - Chaos pur! Wenn man in die Gegend um Pushkar kommt, wird es gebirgiger und die Landschaft wird interessanter. Wir beziehen das Hotel Jagat Palace, ein altes Herrschaftshaus am Stadtrand von Pushkar. Die Landschaft ist wüstenähnlich, Berge rund herum, eine schöne Landschaft. Wir essen im Hotel zu Mittag und nach dem Essen treffen wir unseren Führer Anurac, der uns durch Pushkar führt. Zuerst sehen wir den wichtigsten Tempel der Hindus - den Brahma Tempel. Wir müssen die Schuhe ausziehen und fotografieren ist nicht erlaubt. Dieser Tempel ist als einziger dem Gott Brahma geweiht und deshalb so selten und berühmt bei den Hindus. Pilger aus ganz Indien kommen einmal in ihrem Leben hierher. 65.000 ausländische Besucher, aber über 2 Millionen Hindus kommen jährlich hierher. In Pushkar befindet sich auch der berühmte See, in dem die Hindus ihre Sünden wegwaschen, dazu gibt es Bade Ghats, mit Stufen hinunter zum Wasser. Priester nehmen dann die Waschungen vor. Es kommen auch viele Aussteiger hierher und rauchen Hasch und besuchen Yogakurse. Viele Israelis kommen auch hierher, nachdem sie ihren Militärdienst absolviert haben und nach Entspannung suchen. Wir wandern durch den Markt und nehmen in einem Cafe mit Blick auf den See platz und genießen die Aussicht. Unser Guide erzählt uns, dass er ein eigenes Hotel und ein Restaurant hat und wir beschließen das Abendessen bei ihm einzunehmen, was sich als folgenschwerer Fehler herausstellen sollte, denn das Abendessen war nicht wirklich gut. Dafür gibt es Bier, das es normalerweise in Pushkar nicht gibt, da dies ein heiliger Ort ist und kein Alkohol ausgeschenkt werden darf.

10. Tag: 19.02.2010 - Ajmer - Bahnfahrt

Schlecht geschlafen, Frühstück im Hotel und dann Abfahrt nach Ajmer. Wir besichtigen die Sufi Moschee und marschieren durch die Stadt. Irgendwie herrscht hier eine unangenehme Atmosphäre. Viele Bettler, viele Verkäufer und viele Moslems, die einen nicht wirklich willkommen heißen. Nach der kurzen Besichtigung kehren wir in ein indisches Cafe ein. Das Plastiktischtuch ist dreckverschmiert und wird von mir kurzerhand entfernt. Die darunterliegende rot-weiß-rote Tischdecke ist etwas sauberer. Wir bestellen Kaffee und plötzlich – Surprise – Surprise – eine Geburtstagstorte mit einer Kerze drauf (Schmeichlerei – sollten ja fast 50 sein!) wird serviert. Fast hätte ich es selber vergessen, ich hab heute Geburtstag und das dürfte unser Guide gecheckt haben. Auf jeden Fall sehr nett, dass sie daran gedacht haben. Wir sitzen ein wenig, schnabulieren meine Geburtstagstorte und dann geht es ab zum Bahnhof, der sich gleich um die Ecke befindet. Der Bahnhof ist besser als erwartet, alles ist organisiert, fast keine Bettler, nur manchmal Buben, die für ein paar Rupien die Schuhe putzen wollen. Unser Zug kommt mit einer Stunde Verspätung und unser Guide ist uns bei der Suche nach unserem Liegewagenabteil behilflich. Die Züge erinnern an die Österreichische Bundesbahn vor 20 Jahren, sind aber ansonst nicht so schlecht. Es gibt eine erste, zweite und dritte Klasse. Beim Einfahren des Zuges springen Fahrgäste aus den Fenstern des fahrenden Zuges und andere drängen in den noch fahrenden Zug, um einen Sitzplatz zu ergattern. Anders in unserem Liegewagenabteil – hier herrscht Ordnung und der Schaffner kontrolliert, dass jeder seinen Platz bekommt. 18 Stunden Bahnfahrt liegen vor uns. Um ca. 12.00 Uhr Mittags geht es los und der Zug knattert langsam über die schlechten Gleisanlagen Richtung Süden. In unserem Abteil lernen wir eine indische Familie kennen, Vater; Mutter Sohn und Tochter – aus der Kaufmannskaste, die von einer großen Hochzeit kommen, die in Jaipur stattfand. Man muss wissen, dass es in Indien immer noch üblich ist, dass die Eltern Braut bzw. Bräutigam aussuchen. Die Hochzeiten in den oberen Kasten sind sehr aufwendig und sehr teuer. Tausend Gäste und mehr sind eher normal, manche mieten sich gar Fußballstadien für die Feierlichkeit. Unsere Abteilsnachbarn verdienen sich das Geld mit Diamantenschleiferei. Diamanten werden über Belgien eingekauft, hier geschliffen und in der ganzen Welt verkauft. Bei indischen Kaufleuten ist es üblich, dass der Sohn in das Geschäft des Vaters einsteigt und dieses weiterführt. Die Landschaft Richtung Süden wird immer steppenähnlicher und im Hintergrund sieht man entlang der Strecke immer einen Gebirgszug, der langsam durch die hereinbrechende Dunkelheit verschwindet. Ein wenig erinnert die Landschaft an den Wilden Westen der USA. Der Zug rumpelt dahin – mal im Schritttempo, mal ein wenig schneller. – die Nacht zieht sich dahin. Die Liegeabteile sind zwar ganz bequem, aber richtige Betten sind es eben nicht. Immer wieder stört das Schnarchen anderer Kabinengäste oder das Quietschen der Räder oder Verkäufer, die Tee, Kaffee oder Süßigkeiten und Snacks verkaufen.

11. Tag: 20.02.2010 - Ankunft in Mumbai

Alles tut weh vom Liegen. Endlich wird es hell und langsam läuft der Zug ein in Mumbai. Wir erwarten den großen Bahnhof „Viktoria Station“, in dem mehrere Millionen Fahrgäste ankommen und Abfahren. Wir erreichen hingegen einen kleinen unbekannten Bahnhof am Stadtrand von Mumbai, der von Slums umgeben ist. Verzweifelt suchen wir nach unserem Transfer und immer wieder werden wir von Taxi-Keilern angesprochen, die sich um das Geschäft reißen. Man kommt sich vor wie in einem Piranha Becken, jeder knabbert an uns, jeder will sein Stück abhaben von den weißen Touristen. Endlich finden wir unseren Taxifahrer und unseren KUONI Repräsentant. Sie hatten im Hauptgebäude auf uns gewartet. Wir sind müde und verfolgen während der Fahrt ins Zentrum das Treiben auf der Straße. Unweit des Bahnhofs befindet sich ein großer Slum. In „Schachtelhäuser“, die teilweise übereinander gebaut sind, hausen die Menschen der untersten Kaste und obwohl es erst 07.00 Uhr Früh ist, sind Millionen Menschen bereits unterwegs, um irgendwie ihren Unterhalt zu verdienen oder aber auch nur Wasser zu holen, oder im hocken irgendwas zu essen. Viele Menschen schlafen noch auf den Gehsteigen, aber das stört niemand. Endlich kommen wir zum Meer und im Vorbeifahren erkennt mein Vater die Haji Ali Juice Centre, eine kleine Insel im Meer, zu der ein Steinsteg führt. Diese kleine Moschee ist eine Pilgerstätte der Moslems. Weiter geht es entlang des „Chowpatty Beach“ zu unserem Hotel Fariyas, einem netten 4-Sterne-Hotel unweit des Gateway of India und Taj Mahal Hotel. Gott sei Dank, die Zimmer sind schon bezugsfertig und so haben wir die Gelegenheit zu Duschen und ein wenig zu relaxen und ein ordentliches Frühstück einzunehmen.
Nach einer kurzen Rast erkunden wir gleich die Umgebung unseres Hotels und marschieren gleich mal zum Gateway of India und zum Taj Mahal Hotel. Das Hotel wurde am 27.11.08 von Terroristen der Islamischen Terrorzelle angegriffen und schwer beschädigt. 163 Menschen wurden getötet und mehr als 300 wurden verletzt. Das Cafe Leopold und der Bahnhof waren ebenfalls Ziel des Anschlages. Noch heute ist das Hotel eingerüstet und noch immer nicht sind alle Schäden beseitigt. Wir marschieren weiter Richtung Bahnhof Victoria Station. Immer noch ist der englische Einfluss zu erkennen und vor allem die Universität, der Bahnhof und einige Museen erinnern an die Kolonialmächte.
Wir lassen uns mit einem Taxi zu einem Restaurant bringen. Dabei betrügt uns der Taxifahrer um 500 Rupien. Nach dem Essen, suchen wir den Taxifahrer nochmals am Taxistand und stellen ihn zur Rede. Umgehend gibt er das Geld zurück – man muss wirklich aufpassen in Mumbai! Um 14.00 Uhr treffen wir unsere Reiseleiterin Nutan S. Kanade, die sehr gut Deutsch spricht. Wir fahren entlang des Marine Drive zum Malabar Hill, in dem die High Society zuhause ist und von dort geh es weiter zum Kamala Nehru Park, der auch „hanging Garden“ heißt. Unter dem Park befindet sich ein riesiger Wasserspeicher für die Stadt Mumbai und gleich nebenan befindet sich die „verbotene Stadt“, in der die Leichen der Parsen einer indischen Religionsgemeinschaft durch Greifvögel bestattet werden. Die Bewohner der neu gebauten Hochhäuser herum haben keine Freude, denn die Vögel vertragen die Leichenteile und so manch unschönes Teil liegt dann schon mal am Balkon. Gleich daneben befindet sich ein Tempel der Jain, einer anderen Glaubensgemeinschaft, die strenge Vegetarier sind. Die Fahrt geht weiter zur Haji Ali Tomb. Ein betonierter Steg führt zur kleinen Insel draußen im Meer. Entlang des Weges sind zahlreiche Souvenir Händler und noch viel mehr Bettler. Ich wechsle 100 Rupien, um ein wenig zu spenden. Zahlreiche Kinder umschwirren uns und zupfen und zerren, jeder will was abbekommen. Man kommt sich vor wie ein Stück Brot in einem Fischteich – im nu sind die 100 Rupien weg. Ein Grabmal und eine kleine Moschee befinden sich auf der Insel und nicht nur Moslems pilgern hierher. Den Abschluss bildet das Gandhi Museum, dass sich in jenem Haus befindet in dem er gelebt hat. Man sieht sehr anschaulich den Werdegang von Babu, wie er liebevoll genannt wurde. Auch ein Brief von Gandhi an Adolf Hitler ist zu sehen, in dem er zur Vernunft aufgerufen hatte. Wir fahren zurück ins Hotel und essen in einem auf mindestens 18 Grad herunter gekühlten Restaurant – da soll man nicht krank werden!

12. Tag: 21.02.2010 - Mumbai

Frühstück im Hotel. Unsere Reiseleitung wartet bereits um 10.00 Uhr auf und es geht weiter mit unserer Stadtrundfahrt in Mumbai. Wir fahren zum Sasson Dock – dem Fischereihafen. Das hätten wir besser nicht gemacht, denn ich hab heute noch den Gestank von Verwesung in meiner Nase. Tonnenweise werden hier die Fische und Scampi angeliefert und verfrachtet und das unter erbärmlichen Verhältnissen. Eine Ladung Scampi fällt um und mitten rein in die schwarz-braune Brühe am Boden. Gut dass ich gestern keinen Fisch gegessen habe. Weiter geht es zur größten Waschmaschine der Welt am Mahalakshmi Dhobi Ghat. Hier waschen ausschließlich Männer die Wäsche der Mumbaier per Hand. Hunderte von Arbeitern winden die Wäsche – klatschen sie auf Steine – winden wieder und wieder. Kaum zu glauben, dass aus der braunen bzw. schwarzen Brühe saubere Wäsche rauskommt. Irgendwie ist es wohl so, wie im Ganges Fluss, der zwar schmutzig ist, aber dennoch trinken die Leute davon und baden darin und werden nicht krank. Wir besichtigen das Prince of Wales Museum mit vielen Skulpturen und Bildern aus der indischen Vergangenheit. Mit einem modernen Audiosystem werden wir durch die Räume geführt und jede der Skulpturen und Bilder wird auf Deutsch erklärt. Den Abschluss unserer Stadtrundfahrt bildet der Besuch des Crawford Markets, einem der größten Märkte in Mumbai. Hier bekommt man alles, Gemüse, Hähnchen, Gewürze, Souvenirs und vieles mehr. Wir kaufen ordentlich Gewürze ein, denn wir haben uns an das scharfe – meist vegetarische Essen so gewöhnt, dass wir es auch zuhause haben wollen. Unsere Reiseleiterin entlässt uns beim Cafe Leopold, dass ebenfalls 2008 bei dem Anschlag getroffen wurde. Noch heute zeugen Schüsse in den Fensterscheiben davon. Security’s bewachen das Cafe und wir nehmen so geschützt vor etwaigen Widersachern im Cafe Platz und zischen zwei drei Biere. Anschließend kehren wir in unser Hotel zurück und Gott sei Dank – wir dürfen die Zimmer bis zur Abreise benützen. So können wir noch relaxen und dann zum Schluss noch gut Abendessen im Hotelrestaurant. Die Kellner haben uns schon ins Herz geschlossen und werden dann zum Abschied auch noch mit einem guten Trinkgeld belohnt. Unser Transfer wartet pünktlich für die Abfahrt zum Flughafen. Wir fahren über die neue Autobahnbrücke (diesmal ohne Kühe auf der Straße), was eine wesentliche Verkürzung des Weges darstellt. Der Flughafen in Mumbai ist neu gebaut und entspricht den Vorstellung einer 12 Mio. Einwohnerstadt. Unser Repräsentant bringt uns noch zum Check-In Schalter und verabschiedet sich.

13. Tag: 22.02.2010 - Heimreise

Um 01.50 Uhr Abflug - geht sich wieder mal nicht aus, eine Stunde Verspätung. Der Service von Lufthansa lässt zu Wünschen übrig. Abendessen: Ein kleines Schächtchen mit Teigtaschen, gefüllt mit Spinat bzw. Hühnchen – ist das Ganze Abendessen für einen Langstreckenflug. Das Frühstück fällt ein wenig üppiger aus – Eierspeise, Spinat, Brötchen. Der Kaffee bleibt aus – erst im Landeanflug auf München gibt es noch Kaffee. Dafür lassen wir uns in München angekommen unsere Weißwurst und ein Bier sowie Bräz’n und süßen Senf gut schmecken. Zuhause angekommen liegt immer noch Schnee, aber die Rückfahrt erfolgt bei trockener Straße.

Die Reise hat uns gut gefallen die Eindrücke waren überwältigend aber dennoch freut es uns unsere schöne, saubere – nicht überlaufene Landschaft zu sehen und bin doch froh hier geboren zu sein.

Harald Schobesberger

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Harald Schobesberger





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