Reisebericht Mahé
Wir haben uns einen kleinen Bungalow mit self-catering (Selbstverpflegung) ausgesucht. Unsere Küche ist sehr gut ausgestattet, alles ist blitzblank geputzt und in der Wiese vor unserer Terrasse stehen zwei Sonnenliegen. Rasch ist Kaffee gemacht und wir relaxen und dösen im Schatten einer Palme, vom Meer nur durch einige Bäume und den Strand getrennt. Kurz danach schnorcheln wir bereits mit Trompetenfischen um die Wette, entdecken Delphine weit draußen am Meer, schießen die ersten Urlaubsfotos und freuen uns über den Sand unter unseren Zehen.
Unser Restaurant für den heutigen Abend haben wir während der Fahrt hierher auch schon gefunden: das La Plaine St. Andre in der Takamaka Bay Rum Distillery. Auf der Holzterasse eines über 200 Jahre alten Plantagenhauses sitzend, genießen wir unseren ersten Abend bei tropischen Temperaturen. Nach einem Aperitif bin ich mutig geworden und bestelle Flughund-Ravioli. Flughunde sind Fledertiere - also so was ähnliches wie Fledermäuse - und auf den Seychellen eine Spezialität. Ich argumentiere: als reiner Pflanzenfresser hat der Flughund sicherlich gesund gelebt. Die Ravioli haben sehr gut geschmeckt aber man hätte sie mir auch als Hühner-Ravioli verkaufen können.
Am nächsten Morgen beginnen wir mit der Erkundung der Insel in der Hauptstadt Victoria und in den folgenden Tagen umrunden wir Mahé, immer wieder unterbrochen von Badestopps an einem der vielen einladenden Strände.
Victoria lässt sich mit wenigen Worten beschreiben: in jede Himmelsrichtung führt eine Straße, es gibt kein Parkhaus, es gibt zwei oder inzwischen vielleicht schon drei Ampeln, einen Clock Tower der die volle Stunde zweimal verkündet. Schlendern Sie einfach einmal am Vormittag gemütlich durch die verwinkelten Gassen zwischen den alten Holzhäusern, trinken Sie einen Kaffee im Pirates Arms (das Lokal wo man sieht und gesehen wird), beobachten Sie die zumeist indischen Händler und das geschäftige Treiben auf den Straßenmärkten und in den Läden, schenken Sie sich einen ruhigen Moment in der St. Paul´s Cathedral (außer es beginnt gerade die Gospel-Messe, dann geht die Post ab!), erkunden Sie den Sir Selwyn Selwyn Clark Market, das Angebot an Gemüse, Gewürzen, Obst, Blumen, Pflanzen, Souvenirs, Kleidung und fangfrischem Fisch ist groß! Mit diesem Spaziergang bekommen Sie rasch einen Eindruck vom typischen Leben der Seychellois.
Und so bunt und vielfältig wie auf dem Markt geht es auch in den Kochtöpfen der kreolischen Küche zu. Ob Gemüse, Fisch oder Fleisch, es werden Currys (Eintopfgerichte) in allen Varianten angeboten, Fleisch und vor allem Fisch werden gerne gegrillt, es gibt Salate und natürlich klassische Beilagen wie Reis oder Kartoffeln. Bei den Getränken haben Sie die Qual der Wahl zwischen vorwiegend südafrikanischen und chilenischen Weinen oder frisch gepressten Fruchtsäften. Am besten alles kosten! Genießen Sie ein typisch seychellisches Mittagessen, zubereitet von den sehr günstigen Takeaways in Victoria oder besuchen Sie eines der vielen Restaurants, die Sie überall auf der Insel finden. Ob kreolisches Curry, italienische Pizza oder Pasta - für jeden Geschmack und für jede Geldbörse ist etwas dabei.
Und weil wir gerade beim Essen sind, falls es nach Ihrem Spaziergang zu regnen beginnt, machen Sie es wie wir: Gehen Sie gut und ausgiebig Essen!
Das Restaurant Marie-Antoinette, gleich oberhalb von Victoria, liegt in einem wunderschönen alten Kolonialbau. Ambiente und Qualität der Speisen passen perfekt. Während im Freien ein Tropengewitter abgeht, schlemmen wir uns ganz gemütlich durch das Mittagsmenü, das aus verschiedenen Vorspeisen und Hauptspeisen besteht und uns einen hervorragenden Einblick in die kreolische Küche der Seychellen gewährt. Manze ti byen bon - Das Essen war sehr gut. Nach zwei Stunden scheint wieder die Sonne, wir sind satt und bereits unternehmungslustig, denn die Sans Souci Road wartet auf uns.
Für österreichische Autofahrer sollte diese Straße kein Problem sein, obwohl sie die steilste und höchste aller Passstraßen auf den Seychellen ist; asphaltiert und manchmal etwas eng aber zweispurig, führt sie von Meeresniveau auf 500m Seehöhe, ehe sie sich in Richtung Westen wieder in engen Kurven zum Meer hinunter windet. Man bekommt einen Eindruck vom undurchdringbaren Urwald, erblickt den mit 905m höchsten Berg der Insel, den Morne Seychellois, und ich verkünde: bei meinem nächsten Seychellenurlaub nehme ich die Wanderschuhe mit! Sie werden jetzt schmunzeln aber: es gibt wirklich Wanderwege auf Mahé!
Was es auf Mahé noch gibt: viele wunderschöne Strände, so viele, dass man mehrere Wochen lang jeden Tag wo anders schwimmen könnte! Die Strände sind alle frei zugängig, meistens eingerahmt von markanten Granitfelsen, ziemlich menschenleer, naturbelassen und sehr sauber - und immer findet sich ein nettes Lokal direkt am Strand oder in der Nähe. Die Strände sind sehr gut erreichbar und wenn Sie auch Ihrem Auto einen schattigen Platz unter einer Palme gönnen: achten Sie bitte auf Kokosnüsse!
Nach 4 Tagen kennen wir die Insel sehr gut, haben fast jeden Strand und viele Restaurants getestet und sitzen bei einem Seybrew Bier im Yachthafen und warten auf das Boot vom Hotel Cerf l'Habitation, das uns in 15min auf die kleine Insel vor Victoria bringen soll. Cerf Island, etwa 3km2 klein, besticht durch seine Natur. Es gibt keine Straßen, keine Autos, keine Geschäfte, keine Bars, dafür aber etwa 40 Einwohner, zwei Hotels und einige Ferienhäuser.
Kaum angekommen, zieht es uns schon wieder ins Gelände. Während wir einen kleinen rutschigen Pfad durch den Wald wandern um an die Nordküste zu gelangen, fragen wir uns was wohl in den Köpfen der Entdecker und Eroberer dieser Inseln vorgegangen sein muss. Wir entdecken mehrere harmlose Palmspinnen, einen alten Friedhof, zwei deutsche Schäferhunde mitten im Wald, eine der seltenen Seychellen-Riesenschildkröten und werden mit einem wunderschönen Blick auf den Sainte-Anne-Marine-Nationalpark und die angrenzenden Inseln belohnt.
Die nächsten Tage auf Cerf verbringen wir mit Essen, am Strand spazieren, Schwimmen, Lesen und Faulenzen. Perfekt. Ein Seychellen-Urlaub wie er sein soll.
Dr. Johanna Klügl